Montag, 9. Februar 2009

über amerikanische Partys,Shoppingerlebnisse und Martin Luther King Jr.

Unser Wochenende sollte von einer amerikanischen Party eingeläutet werden. Dabei handelte es sich um eine Abschiedsparty von zwei deutschen Jungs, die an der Goergia Tech studieren. Zumindest so wie ich das mitbekommen habe... Ich kannte nämlich niemanden, weder die beiden Jungs, noch die meisten der anderen Gäste. Bloß Cathi, Jutta und Daniel waren mir relativ bekannt. Um halb zehn ging es los. Wir wurden von Daniel abgeholt und direkt zur Party kutschiert. Ja... die Party.... typische amerikanisch wurde mir gesagt. Wir haben die leicht versiffte Wohnung betreten und landeten direkt in dem Saufspielchen das den Abend bestimmen sollte. Verstanden habe ich das Spiel bis jetzt noch nicht. Es handelte sich um einen selbstgebauten Tisch, auf dem ein paar gefüllte Pappbecher standen und einen Pingpongball mit smileyface, der in den Bechern landen sollte... naja, ich hab zumindest mal lieber nicht mitgespielt. Die Party an sich sah so aus, dass getrunken wurde, eben jenes Trinkspielchen vollzogen wurde, getrunken wurde, ein bisschen im stehen oder sitzen gequatscht wurde und dazu hat man dann noch ein bisschen getrunken. Naja, was soll ich sagen. Es war nicht meins. Wirklich nicht. Ich meine, es kann ja ganz nett sein, aber für mich war das nicht wirklich eine Party auf der ich öfter sein muss. Aber - man muss ja alles mal mitgemacht haben. Auf dieser Party habe ich dann auch hautnah miterleben dürfen was alles von der deutschen Kultur in Amerika angekommen ist. Kurz bevor ich die Party verlassen habe wurde ein mir vertrautes Lied abgespielt. Nachdem schon alle Amis kräftig beim einleitenden Chor mitgesungen haben habe ich allerdings noch Mühe gehabt das Lied zuzuordnen. Als es dann allerdings richtig losging - und die Amis sich kaum noch halten konnten vor Leidenschaft dieses Lied mitzugröhlen - habe ich es erkannt: "Viva Colonia". Tja, Viva Colonia ist scheinbar alles was sich bis hierher durchgesetzt hat. Dachte ich... Nachdem ich (ich glaube mit offenem Mund) nun da stand und dem amerikanischen Volk beim "Da simma dabei"-singen zugeguckt habe kam es noch besser. Zum ordentlichen trinken gehört natürlich auch ein ordentlicher Saufspruch. Der da hier lautet:" Von der Mitta zur Titta zum Sack Zack Zack...". Wie ihr seht, es gibt also doch noch etwas deutsche Kultur die es bis über den großen Teich geschafft hat. Halleluja!
Nach dieser tollen Darbietung haben Jutta und ich allerdings beschlossen die Party zu verlassen. Zu unserem Glück wurde uns auch angeboten uns nach Hause zu fahren. Das war echtes timing.
Bloß... weder Jutta noch ich sind jemals mit dem Auto über den Highway zu uns nach Hause gefahren. So ging es auf den Highway rauf, von dem Highway runter, wieder rauf und runter, unzählige Male. Wir hatten schon ein richtig schlechtes Gewissen denn keiner wusste wo lang geschweige denn welche Abfahrt genommen werden muss. Aber was sollen wir machen wenn wir hier so selten fahren??? Etwas Gutes hatte es allerdings auch. Wir konnten immer mal wieder die Skyline von Atlanta bei Nacht bewundern. Das war toll! Nach ca. 45 Minuten habe ich dann allerdings Longhorn erkannt (ein Steakhouse) und habe den Rest des Weges zu uns nach Hause dirigieren können.
Am Samstag Morgen haben wir mit einem gemütlichen WG-Frühstück (allerdings ohne Cynthia) den Tag begonnen. Das war so schön! Mit Ei und Obst und Brot (wenn auch amerikanischem), ich hab das erste Mal Haferflocken mit Milch gegessen (ein kulinarisches Erlebnis muss ich sagen) und Kakao. Das war klasse und hat uns für unseren Samstagausflug perfekt gestärkt. Heute ging es an die Atlantic Station. Da wir (nach einer eiskalten Woche bei -10Grad) endlich wieder Frühling hatten bzw. haben (20Grad plus) haben wir uns diesen Ort für unsere kleine Shoppingtour ausgesucht, da es hier,ähnlich wie bei uns zu Hause, eine Art Fußgängerzone mit vielen Läden gibt. Dazwischen ein paar nette Wiesen zum ausruhen, also perfekt. Neben Läden wie American Eagle, Victorias Secret und Old Navis gab es: H&M. Ja, schweden ist einfach überall. Ein paar Blocks weiter gibt es sogar IKEA. Nun ja, wir sind allerdings schön am H&M vorbei gegangen, denn das können wir ja nun wirklich auch zu Hause haben. Ich hab bei diesem Ausflug allerdngs nicht wirklich zugeschlagen. Es gab für mich nur ein paar All Stars Schuhe zum Spottpreis. Aber das hat mich glücklich gemacht! Nach unserer Shoppingtour haben wir uns noch ein wenig an eine Wiese gesetzt und ein paar Hündchen beim spielen zugesehen. So idyllisch! Und dazu das Wetter... wir kamen uns vor wie irgendwo im Urlaub. Spanien, Italien, das triffts am ehesten.
Abends ging es für uns dann zum Chilis. Einmal wieder das american food testen. Ich muss sagen, es ist besser geworden seitdem ich bei Taco Mac war, das kann ich wirklich sagen. Da haben sie sich richtig gesteigert! Danach haben wir noch ein wenig beim Ingo auf der porch gesessen, aber da mir doch relativ schnell ziemlich kalt wurde (abends kühlt es dann leider wieder etwas ab), hab ich mich schnell in mein Bettchen verzogen. Das war auch gut so, denn heute, also am Sonntag, stand ein Gottesdienst auf unserem Plan.
Jaha, ich gehe hier in die Kirche! *gg* Allerdings nicht irgendeine Kirche, sondern in die Ebenezer Church. Die Kirche, an der Martin Luther King Jr gepredigt hat. Und was soll ich sagen...: Es war SO toll!!! Man kann das nicht mit einer unserer langweiler Spießerkirchen vergleichen. Und auch nicht mit den Gospelkonzerten die ich mal in der Lutherkirche besucht habe. DAS hat alles übertroffen! Wirklich. Die Leute sind SO nett! Gleich am Eingang wurden wir gefragt ob wir Deutsche sein. Wir dachten schon es stünde auf unserer Stirn, aber wir haben dann erfahren, dass außer uns noch eine größere Gruppe deutscher Touristen anwesend war. Wir haben uns allerdings ein wenig von den "Touristen" distanziert, denn immerhin wohnen wir hier und sind damit quasi einheimisch. Uns wurde dann ein Plätzchen angeboten. Natürlich wollte ich auch ein Foto vom inneren der Kirche schießen. Hab mich aber lieber abgesichert ob mein Vorhaben ok ist. Der nette Mann am Eingan meinte dann zu mir... ne, eigentlich nicht. Aber wenn ich den Blitz ausschalten würde merkts ja keiner... Da sieht mans mal, nicht so spießig wie bei uns!
Als die Kirche dann um 11Uhr anfing haben sich die Leute erstmal gegenseitig umarmt. Wir, die "neuen" wurden später von so ziemlich allen mit Handschlag herzlich willkommen geheißen. Das war echt schön. Der eine mag sagen das sei aufgesetzt, der andere findets nett, ich fands toll! Ich hatte nämlich zuerst Bedenken, dass man als "Weißer" blöd angesehen wird, aber überhaupt nicht. Alle schienen sich richtig zu freuen, dass wir uns in die Kirche verirrt hatten und offensichtlich daran interessiert waren von ihnen zu lernen. Der Gottesdienst selber war auch fantastisch. Natürlich musste ich an manchen Stellen meine Öhrchen spitzen (vor allem wenn sich der Pastor in rage redete) damit ich auch alles verstanden habe, aber im großen und ganzen ging das sehr gut. Es wurde gesungen, es wurde gefeiert, es wurde umher gelaufen. Ich habe noch nie eine so aktive Kirche gesehen. Es war echt toll! Und leider ist es schade, dass ich nicht hundertprozentig wiedergeben kann wie toll es war, denn es wäre einfach zu schwer die 2 Stunden Gottesdienst (wenn man es so nennen möchte - ich würde eher sagen Gottesfeier) hier kurz zusammenzufassen. Ich möchte nur festhalten das alles dabei war: Ernste Momente; witzige Momente; singen; klatschen, ein brillanter Gospelchor, mit dem so schnell keiner mithalten kann; lachende Menschen; weinende Menschen; Menschen die zwischendurch "Amen" rufen;... wirklich alles! Ganz ehrlich, ich glaube unser Gottesdienst wie ich ihn kenne (er hat mir bisher ja schon seltenst gefallen), wird mir nie wieder schmecken. Aber nun gut, man soll ja auch mit wenig zufrieden sein...
Nach der Feier haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen ein wenig die Gegend zu erkunden. Die Ebenezer Church steht wirklich im ärmsten der armen Viertel. Wir kamen uns teilweise nicht mehr vor wie in der größten Macht der Welt, sondern eher wie in einem Dritte Welt-Land. Das Gefälle zwischen Arm und Reich ist hier einfach viel zu groß. Das ist erschreckend. Wir haben uns die Grabstätte von Martin Luther King Jr angesehen, die ich mir allerdings ganz anders vorgestellt habe. Schon komisch, dass gerade hier gespart wird. Ich meine in einem Land in dem alles verdisneysiert, geprunkt und geprotzt wird, sollte man annehmen das an so einer Stelle ein bisschen was hergerichtet ist. Dagegen machte der Platz eher einen trostlosen Eindruck. Nichtmal ein Blümchen lag da.
Weiter ging es in ein Museum in dem uns noch einmal die Geschichte von King erzählt wurde und zu guter letzt haben wir uns dann noch sein Geburtshaus angesehen. Auch wenn nicht mehr alles original war (einiges schon), war es wirklich sehr interessant. Schon seltsam in diese Welt des Bürgerrechtles einzutauchen und ich kann nur sagen, dass frühe austehen an diesem Tag hat sich wirklich gelohnt!

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